Winner of the Pulitzer Prize

NNZ Online Reviews The Sympathizer

Mario Bartsch from the German publication, NNZ Online, writes a review of Viet Thanh Nguyen’s The Sympathizer.

The Sympathizer by Viet Thanh Nguyen
The Sympathizer by Viet Thanh Nguyen

Er wurde 1959 in Nordhausen geboren, hat in Redaktionen vieler großer Deutscher Zeitungen gearbeitet. Und der Mann liest gern. Für die Nordthüringer Online-Zeitungen stöbert Mario Bartsch in den Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt…

Ein kraftvolles Plädoyer gegen den Krieg und ein literarischer Spionagethriller vom Feinsten. In „Der Sympathisant“ erzählt Viet Thanh Nguyen von einem Doppelagenten unter Vietnamesen, die in die USA geflohen sind. Mit dem Buch hat er den Nerv der Amerikaner getroffen und wurde 2016 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

Der Roman beginnt mit dem Fall Saigons. Ein namenloser Held, ein Doppelagent, reist mit einem der letzten Flugzeuge aus, unter Lebensgefahr. In Los Angeles soll er weiterhin ein Auge auf die politischen Gegner haben, ringt jedoch immer mehr mit seinem Doppelleben, den Absurditäten des Spionagewesens, der Konsumgesellschaft und seiner eigenen Identität: „Ich bin ein Spion, ein Schläfer, ein Maulwurf, ein Mann mit zwei Gesichtern. Da ist es vielleicht kein Wunder, dass ich auch ein Mann mit zwei Seelen bin.“

Von Anfang an ist der Ich-Erzähler von seiner gespaltenen Identität geprägt: Als Sohn eines französischen Priesters und seiner jungen, vietnamesischen Haushaltshilfe wurde er als „Bastard“ gedemütigt, bis er seine Begabung zur Anpassung zu nutzen lernt. Während er im Exil als rechte Hand eines paranoiden Generals in die Vorbereitung einer konterrevolutionären Invasion hineingezogen und überdies in zwei Morde verwickelt wird, berichtet er getreulich an seinen Gewährsmann in Nordvietnam und ist seiner doppelten Loyalität bis zum Zerreißen ausgeliefert. Seine Fähigkeit zur Balance zwischen zwei Welten ist zugleich seine Stärke und sein Verderben.

„Der Sympathisant“ ist in Form eines Geständnisses an einen mysteriösen Kommandanten verfasst. Er ist Politsatire, Trauma-Analyse, literarischer Agentenroman und ein Buch übers Menschsein und -bleiben, wenn die Welt zum bizarren Theater wird. Und so problematisiert der Autor anhand seines Helden Fragen der Identität, der Erinnerung und der herkömmlichen amerikanischen Geschichtsnarrative.

Nguyen verwebt in den Roman auch Eindrücke seiner eigenen Einwanderergeschichte. Als 4-jähriger ist er nach dem Fall von Saigon mit seinen Eltern in die USA geflohen, hat dort Literatur studiert und unterrichtet heute an der University of California. „Ich will zeigen, wie der Westen den Krieg erzählt“, stellt er in einem Interview fest. Über eine Katastrophe, die überall auf der Welt „Vietnamkrieg“ genannt wird, in Vietnam aber der „Amerikanische Krieg“.

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